Der Schicksalspunkt WOU CAO XIANG
Verteidigen oder sausen lassen: Das ist die Preisfrage, wenn in der Anfangsphase einer Xiangqi-Partie der linke oder rechte Flanken-Soldat attackiert werden. Oft durch einen vorzeitigen Kavallerie-Vorstoss an den Grenzfluss, mit beschleunigtem H2+3 & P3+1 & H3+4 bzw. H8+7 & P7+1 & H7+6: eine Überrumpelungstaktik, zu der gerade chinesische und vietnamesische Brettstrategen gegen Langnasen aus dem Westen gerne greifen.
Der erste Reflex des Verteidigers, insbesondere, wenn er mit Internationalem Schach gross geworden ist: den Infanterieposten um jeden Preis zu halten, damit das materielle Gleichgewicht gewahrt bleibt. Entsprechend hat das der Autor in verschiedenen Matches versucht, freilich oft mit dürftigem Ergebnis: Der Tempoverlust, den die Defensivmanöver notwendigerweise mit sich bringen, führte meist direkt ins Desaster.
In der nachfolgenden Begegnung wird eine neue Strategie getestet: den Fußtrupp brutal opfern und ohne Rücksicht auf Verluste sofort am anderen Flügel vorstossen: weiträumige Operationen statt Klein-Klein-Gewusel, im Geist der Shaolin, als mentale Einstimmung auf die Schweizer Meisterschaft im Xiangqi 2004 am 14. November. Ausgefochten am 30. Oktober 2004 im Café "Transmontana" in Hamburg/Germany.